Nachruf für Arren Bar-Even

7. Oktober 2020

Mit großer Trauer müssen wir den plötzlichen und tragischen Tod unseres Kollegen Arren Bar-Even bekannt geben, der letzte Woche im Alter von 40 Jahren verstorben ist.

 

Tobias Erb, Direktor am MPI für terrestrische Mikrobiologie, Marburg

2010 begegnete ich Arren zum ersten Mal. Ein junger Wissenschaftler in meinem Alter, der sich über die Unvollkommenheit der Evolution wunderte und die Frage stellte, ob der menschliche Geist befähigt wäre, alternative biologische Lösungen zu entwerfen, die die zufällig von der Natur gefundenen Lösungen übertreffen könnten. Diese provokative Frage spiegelte meine eigenen Gedanken wider, und ich fühlte sofort eine tiefe intellektuelle Verbundenheit mit ihm.

Dies war der Beginn einer intellektuell und experimentell fruchtbaren Zusammenarbeit, und einer wunderbaren Freundschaft. Zusammen träumten wir davon, das metabolische Netzwerk von Zellen neu zu entwerfen, um einen neuen, synthetischen Metabolismus zu schaffen, der es uns erlauben würde CO2 effizienter einzufangen und damit eine Antwort auf eine der größten Herausforderungen der Menschheit zu finden.

Arren wurde zu einem der kreativsten und brillantesten Köpfe auf dem aufstrebenden Gebiet der synthetischen Biologie. Seine Stoffwechselweg-Entwürfe begannen als eine rein theoretische Überlegung, die streng chemischer und mathematischer Logik folgten, mündeten in künstlich metabolischen Netzwerken, die dann in seinem Labor zum Leben erweckt wurden. Für einige seiner Entwürfe machte sich unser Labor in Marburg daran, die notwendigen Enzyme zu entwickeln. Manchmal waren wir sehr skeptisch und mussten erst auf sein Insistieren – meist in einem intensiven, langen Telefonat – davon überzeugt werden, nur um etwas später zu erkennen, dass er wieder einmal richtiggelegen hatte. Wir hatten gerade damit begonnen, die buchstäblich ersten Blüten unserer gemeinsamen Arbeit zu sehen, als er plötzlich und unerwartet verstarb.

Betrachtet man Mutter Natur als einen großen Designer, dann waren Arren‘s Designentwürfe herausragend. Seine synthetischen Wege waren nicht nur effizienter als der natürliche Stoffwechsel, sie waren gleichzeitig elegant und von ästhetischer Schönheit, eine kraftvolle Demonstration menschlicher Kreativität. Arren sagte einmal: "Der Stoffwechsel ist der Kern des Lebens". Auch wenn ich die gemeinsamen Telefongespräche schmerzlich vermissen werde, ist es für mich ein gewisser Trost, dass die synthetischen Stoffwechselwege von Arren lebendig bleiben und sich weiterentwickeln werden. Auf diese Weise werden sie als immerwährende Quelle der Inspiration für die nächste Generation von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern an der Schwelle zum Zeitalter der synthetischen Biologie dienen.

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