Otto-Hahn-Medaille für junge Pflanzenforscherin vom Max-Planck-Institut für Molekulare Pflanzenphysiologie

Franziska Fichtner erhält Auszeichnung für ihre Doktorarbeit

26. Juni 2019
Seit 1978 zeichnet die Max-Planck-Gesellschaft jedes Jahr bis zu 30 junge Wissenschaftler*innen für herausragende wissenschaftliche Leistungen, die sie in der Regel im Zusammenhang mit ihrer Doktorarbeit erbracht haben, mit der Otto-Hahn Medaille aus. Wie schon im letzten Jahr, war mit Franziska Fichtner auch in diesem Jahr wieder eine Nachwuchswissenschaftlerin vom Max-Planck-Institut für Molekulare Pflanzenphysiologie dabei.

Die Ehrung erfolgte im Rahmen der 70. Jahresversammlung der Max-Planck-Gesellschaft, die vom 25. bis 27. Juni 2019 anlässlich des 100-jährigen Geburtstags der Universität Hamburg in diesem Jahr in der Hansestadt stattfand. Die feierlichen Verleihungen der Medaillen finden stets im Rahmen der Sektionssitzungen statt. Dort werden die jungen Talente den Direktorinnen und Direktoren ihrer jeweiligen Sektion vorgestellt.

Franziska Fichtner beschäftigte sich in ihrer Doktorarbeit mit einem wichtigen Zucker in Pflanzen: Trehalose-6-Phosphat (Tre6P). Tre6P ist ähnlich dem menschlichen Insulin ein Signalstoff für die Zuckerverfügbarkeit der Pflanze. T6P ist bekannt dafür, ein Signalgeber in der Pflanze zu sein. Es informiert die Pflanze darüber, wie viel Saccharose im Moment zur Verfügung steht und reguliert auch die Synthese und den Verbrauch von Saccharose. Saccharose entsteht in der Pflanze bei Licht durch die Fotosynthese und ist der wichtigste Transportzucker in Pflanzen. Sie wird von ihrem Produktionsort zu anderen Zielgeweben transportiert und dort gespeichert oder direkt genutzt. Franziska Fichtner zeigte in ihrer Arbeit, dass T6P auch für die Verzweigung der Pflanze von Bedeutung ist.

Der Hauptspross einer Pflanze besitzt eine Endknospe an der Spitze, die schnell wächst. Gleichzeitig hemmt sie das Wachsen der Seitenknospen, wodurch eine Bildung von Seitensprossen unterdrückt wird. In ihren Untersuchungen fand Frau Fichtner heraus, dass ein Entfernen der Endknospe in einem Anstieg der T6P-Konzentration in den Seitenknospen resultierte und mit dem Aufbrechen und Wachstum von Seitensprossen einherging. Seit über 50 Jahren ging man davon aus, dass Pflanzenhormone diese Aufgabe übernehmen. Franziska Fichtners Ergebnisse lassen nun vermuten, dass T6P ein Signalgeber für die Pflanze ist, was zu einer Stimulierung des Saccharoseverbrauchs in den Seitenknospen führt, wodurch die Knospenruhe aufgehoben wird. Darüber hinaus könnte T6P ein Signalgeber für den Stoffwechsel sein, damit ein Wachstum des neuen Sprosses möglich ist.

Danach gefragt, was sie antreibt bei ihrer Forschung sagt sie: „Pflanzen faszinieren mich. Sie besitzen eine unglaubliche Anpassungsfähigkeit. Sie besiedeln die unterschiedlichsten Standorte, kommen mit verschiedensten Umweltbedingungen klar und haben mannigfaltige Überlebensstrategien entwickelt. Mich treiben meine Neugier auf das Unbekannte und meine Leidenschaft für die Wissenschaft an.“

Zur Person

Franziska Fichtner schloss ihr Biologiestudium 2013 an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn mit dem Master ab, unterstützt durch ein Stipendium der Konrad-Adenauer-Stiftung e.V. und der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Seit dem Jahr 2013 forscht sie am Max-Planck-Institut für Molekulare Pflanzenphysiologie. Ihre Doktorarbeit, gefördert durch ein Stipendium der International Max Planck Research School – „Primary Metabolism and Plant Growth“, hat sie 2017 erfolgreich mit der Bestnote summa cum laude verteidigt. Im Jahr 2018 erhielt sie den Jeff Schell Preis des Instituts. Doktorvater Professor Mark Stitt, Leiter der Abteilung Metabolische Netzwerke und Direktor am MPI-MP beschreibt die junge Forscherin als eine der besten unter seinen Studierenden mit einer Passion für die Wissenschaft und einer ausgeprägten Fähigkeit Themen zu durchdringen. Darüber hinaus sind ihr konstruktiv kritisches Denken und ihr unermüdlicher Enthusiasmus hervorzuheben.

Ende dieses Jahres wird sie zu neuen Ufern aufbrechen, um an der Queensland Universität in Brisbane (Australien) die Interaktion von Zuckersignalen und Pflanzenhormonen während der Entwicklung der Pflanze zu erforschen.

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