Forschung an der Schnittstelle von Samenentwicklung, Epigenetik und Evolution

16. Oktober 2020

Claudia Köhler wird Direktorin am Max-Planck-Institut für Molekulare Pflanzenphysiologie

Die Samenentwicklung bei Pflanzen, die sich aus dem Dreiklang Bildung des Embryos, des Nährgewebes (Endosperm) und der Samenschale zusammensetzt, ist ein komplexer Prozess, bei dem epigenetische Mechanismen eine bedeutende Rolle spielen. Das liegt daran, dass für eine fehlerfreie Samenentwicklung die Beiträge des väterlichen und mütterlichen Genoms aufeinander abgestimmt sein müssen. Die Epigenetik untersucht Änderungen der Genaktivität, die nicht auf einer Veränderung der DNA-Sequenz beruhen.

Obwohl die Samen und das darin enthaltene Endosperm einen wichtigen Teil unserer Ernährung darstellen, ist bisher relativ wenig über die molekularen und genetischen Mechanismen der Samenbildung und damit auch über die Ertragsgrundlagen bekannt. Claudia Köhlers Forschungsschwerpunkte sind die Samenbildung und insbesondere epigenetische Prozesse die die Samenentwicklung steuern. Zu diesen Themen hat Frau Köhler eine Reihe neuer Konzepte, Methoden und Materialien entwickelt und etabliert, die es ihr ermöglichen, seit langem existierende Fragen der Samenbiologie zu beantworten.

Ihre Forschung erweitert und komplementiert das Forschungsportfolio des MPI für Molekulare Pflanzenphysiologie, dessen Hauptfokus auf der Erforschung der Biosynthese, des Transports und der Verteilung von Inhaltsstoffen in Pflanzen liegt. Samen und insbesondere das Endosperm stellen eine wichtige Senke für photosynthetisch gebundenen Kohlenstoff in Pflanzen dar. Die Samenentwicklung und die involvierten epigenetischen Prozesse sind somit nicht nur ein spannendes Forschungsfeld, sondern sind ebenso von enormer Wichtigkeit für die Erträge in der Landwirtschaft.

Über Claudia Köhler

Sie studierte Biologie an der Universität Halle, promovierte 1999 an der Universität Freiburg und arbeitete als Postdoktorandin an der Universität Zürich, bevor sie 2005 als Assistenzprofessorin an die ETH Zürich ging. Seit 2010 ist sie ordentliche Professorin an der Schwedischen Universität für Landwirtschaft in Uppsala.

Sie ist ein gewähltes Mitglied der Schwedischen Königlichen Wissenschaftsakademie, der Europäischen Molekularbiologieorganisation (EMBO) und Mitglied der Nationalen Akademie der Wissenschaften, Leopoldina.

Frau Köhler wird ab 1. Februar 2021 die Leitung der Abteilung II am MPI für Molekulare Pflanzenphysiologie in Potsdam-Golm übernehmen und wird sie thematisch neu ausrichten. Bis zum 31. Juli 2021 wird sie die Aufgaben im Nebenamt wahrnehmen.

Emeritierung von Prof. Mark Stitt

Parallel zur Berufung von Frau Professor Köhler wird Professor Mark Stitt emeritieren. Das Max-Planck-Institut für Molekulare Pflanzenphysiologie wurde im Jahr 1994 neu gegründet. Nach Gründungsdirektor Lothar Willmitzer wurde Prof. Mark Stitt im Dezember 2000 an das noch junge Institut berufen. Er etablierte die Abteilung 2 „Metabolische Netzwerke“, die sich mit Fragen nach der Regulation und Vernetzung biochemischer Stoffwechselwege beschäftigte, speziell auch im Hinblick auf den photosynthetischen Kohlenstoffmetabolismus, die Stickstoff- und Phosphatverwertung und deren Anpassung an eine sich verändernde Umwelt. Es wurden vergleichende genetische und revers-genetische Untersuchungen an Ökotypvarianten, Mutanten und transgenen Pflanzen durchgeführt. Die Untersuchungen wurden mit Hilfe von Hochdurchsatzsystemansätzen ausgeführt einerseits an der Modellpflanze Arabidopsis thaliana, anderseits an Kulturpflanzen wie Tomate, Reis, Mais und Maniok.
Viele junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus seiner Abteilung sind in führende Positionen in Wissenschaft und Industrie aufgestiegen, in Deutschland und weltweit.
Nach 20 Jahren exzellenter Forschungsarbeit wird Prof. Stitt zum 31. Januar 2021 emeritieren.

URS

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