Jeff-Schell-Preis für Golmer Pflanzenforscherinnen

Dr. Clara Sanchez-Rodriguez und Sabrina Kleeßen erhalten je 2.500 € Preisgeld für hervorragende Forschungsleistungen

30. Juni 2014
Am Freitag, den 27. Juni 2014 wurde am Max-Planck-Institut für Molekulare Pflanzenphysiologie der diesjährige Jeff Schell Preis vergeben. Mit diesem Preis werden seit dem Jahr 2011 die wissenschaftlichen Leistungen junger Forscher und Forscherinnen gewürdigt. In diesem Jahr ging der Postdoktorandenpreis an die Spanierin Dr. Clara Sanchez-Rodriguez, der Doktorandenpreis an Sabrina Kleeßen aus Deutschland. In einer Feierstunde nahmen die beiden Forscherinnen ihre Urkunden und Preisgelder entgegen.

Dr. Clara Sanchez-Rodriguez kam im Jahr 2008 im Anschluss an ihre Doktorarbeit, die sie an der Universität in Madrid ablegte, nach Potsdam, um in der Arbeitsgruppe von Dr. Staffan Persson am MPI-MP über pflanzliche Zellwände zu forschen. Die Zellwände erfüllen in Pflanzen verschiedenste Aufgaben: sie sind am Wachstum der Zelle beteiligt, geben der Pflanze ihre Stabilität und dienen darüber hinaus ihrem Schutz, indem sie Pathogene abhalten und insgesamt der Mittler zwischen Zelle und Umwelt sind. Mit den beiden zuletzt genannten Aspekten der Zellwandfunktionen beschäftigte sich Dr. Sanchez-Rodriguez in ihrer Forschung am MPI für Molekulare Pflanzenphysiologie. Bekanntermaßen docken nämlich nicht nur erwünschte Kandidaten wie Nährstoffe oder Signalmoleküle an Zellen an, sondern u.a. Viren, die die Pflanzen schädigen. Es ist also notwendig, dass Zellen so etwas wie einen Türsteher haben, der darüber entscheidet, wer in die Zelle eingelassen wird und wer draußen bleiben muss. „Diese Aufgabe übernehmen in Pflanzen bestimmte Proteine bzw. Proteinkomplexe. Nur, wer von diesen Proteinen erkannt wird, gelangt mittels Endozytose in die Zelle hinein“, erläutert Dr. Sanchez-Rodriguez den Mechanismus. Ihr ist es gelungen, gemeinsam mit Kooperationspartnern einen solchen Proteinkomplex – den sogenannten TPLATE-Komplex, der aus acht Proteinen besteht, die kaum Ähnlichkeit zu bereits bekannten Proteinen in Tier- oder Hefezellen haben – zu identifizieren.

Die Veröffentlichung The TPLATE adaptor complex drives clathrin-mediated endocytosis in plants, veröffentlicht in dem Journal Cell am 14. Februar diesen Jahres erregte unter Wissenschaftler sehr viel Aufmerksamkeit.

Die Zweite Preisträgerin, Sabrina Kleeßen, schloss ihr Studium an der Universität Potsdam Ende 2010 mit einem Master in Bioinformatik ab. Im Anschluss daran forschte sie im Rahmen ihrer Doktorarbeit am Max-Planck-Institut für Molekulare Pflanzenphysiologie in der Arbeitsgruppe von Dr. Zoran Nikoloski. In ihrer Doktorarbeit beschäftigte sie sich damit Verfahren zu entwickeln um große Datenmengen mit Hilfe mathematisch-statistischer Methoden auszuwerten. „Dazu habe ich die Stoffwechselprodukte und Inhaltsstoffzusammensetzungen einer großen Anzahl von Ökotypten der Modellpflanze Arabidopsis thaliana verschiedener Herkunft (Eurasien, Nordamerika, Afrika) miteinander verglichen“, erläutert Sabrina Kleeßen ihre Arbeit. Das Ziel dieser Untersuchungen bestand darin an Hand solcher Analysendaten mit Hilfe mathematisch statistische Verfahren verwandtschaftliche Beziehungen zwischen Ökotypen mit ähnlicher oder vollkommen unterschiedlicher geographischer Herkunft aufzudecken. Bisher wurde für solche Untersuchungen das Erbgut von Pflanzen herangezogen und analysiert. Insgesamt folgt die Arbeit von Frau Kleeßen dem Ansatz Inhaltsstoffprofile von Pflanzen dazu zu nutzen Voraussagen über Eigenschaften und Verwandtschaften von Pflanzen zu treffen.

 Hervorgehoben bei der Preisverleihung wurden im Besondern zwei Publikationen von Frau Kleeßen, die aus ihrer Doktorarbeit hervorgegangen sind. Dabei handelte es sich zum einen um eine Publikation in Nature Communication aus diesem Jahr 2014  “Metabolic efficiency underpins performance trade-offs in growth of Arabidopsis”, zum anderen um eine weitere Veröffentlichung in Plant Cell aus dem Jahr 2013 “Data integration through proximity-based networks provides biological principles of organization across scales”. Ihr Doktorvater Dr. Zoran Nikoloski begründete Frau Kleeßens Nominierung für den Preis nicht nur mit ihrer wissenschaftlichen Expertise und den Veröffentlichungen, die aus ihrer Arbeit hervorgegangen sind, sondern lobte im Besonderen: „Die Fähigkeit zum kritischen Denken, ihre Aufmerksamkeit, die sie auch Details widmet sowie ihre Offenheit zum Austausch von Ideen, in deren Folge sie selbständig Kooperationen mit Partnern aus dem Ausland aufgebaut hat“.

Die Auszeichnung der beiden Wissenschaftlerinnen wurde möglich durch eine großzügige Spende der BASF.

 Jeff Schell revolutionierte die Pflanzenforschung

Der Namensgeber des Preises ist der belgische Molekularbiologe Jozef Stefaan (Jeff) Schell (1935 – 2003). Er studierte Zoologie und Mikrobiologie an der Universität in Gent, wo er von 1967 bis 1995 als Professor arbeitete. Von 1978 bis 2000 war er Direktor und Leiter der Abteilung „Molekulare Grundlagen der Pflanzenzüchtung“ am Max-Planck-Institut für Züchtungsforschung in Köln.

Schell war einer der Pioniere der Biotechnologie. Ihn interessierten als Mikrobiologen die Wechselwirkungen zwischen Pflanzen und Bodenbakterien. Bei seinen Untersuchungen zur Entstehung und Entwicklung pflanzlicher Tumoren zeigte sich, dass das im Boden weit verbreitete Agrobacterium tumefaciens Gene auf Pflanzen übertragen kann. In der Folge führten diese Forschungsergebnisse dazu, dass mit Hilfe dieses Bakteriums gezielt Gene in Pflanzen eingeschleust werden können.

Das Verfahren zur Transformation von Pflanzen hat seither die Pflanzenforschung revolutioniert, da mit seiner Hilfe die Funktion von Genen bestimmt werden kann und so die Pflanzenforscher weltweit die Möglichkeit haben Stoffwechselabläufe, pflanzliches Wachstum und pflanzliche Entwicklung besser zu verstehen.

 [URS]

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