Nachruf Dirk Hincha

18. August 2020
Mit großer Trauer müssen wir den plötzlichen Tod von Dirk Hincha, Gruppenleiter der zentralen Infrastrukturgruppe "Genomics and Transcript Profiling", bekannt geben. Dirk starb letzte Woche unerwartet im Alter von 62 Jahren.

Dirk studierte Biologie in Bochum und Würzburg. Er promovierte in Würzburg in der Gruppe von Prof. Ulrich Heber, unterstützt von der Studienstiftung des Deutschen Volkes. Nach Abschluss seiner Promotion im Jahr 1988 wechselte er in die Gruppe von Prof. Schmitt an der Freien Universität Berlin, wo er sich 1993 habilitierte. Er wurde mit einem angesehenen Heisenberg-Stipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft ausgezeichnet, mit dem er am Institut für Pflanzenphysiologie und Mikrobiologie der Freien Universität Berlin und an der Sektion für Molekular- und Zellbiologie der University of California in Davis, USA, forschte. Sein nächster Schritt war der Wechsel zum MPI-MP, wo er nach einer kurzen Zeit als Wissenschaftler in der Gruppe von Arnd Heyer 2002 zum Gruppenleiter der zentralen Infrastrukturgruppe "Genomics and Transcript Profiling" ernannt wurde. Er verbrachte weitere 18 fruchtbare Jahre am MPI-MP und war gleichzeitig als Dozent mit der Universität Potsdam verbunden.

Dirk war ein international anerkannter Experte auf dem Gebiet der abiotischen Stressforschung bei Pflanzen. Seine aktuelle Forschung beschäftigte sich mit der Untersuchung der natürlichen genetischen Diversität von molekularen Mechanismen zur Stresstoleranz gegenüber Kälte, Hitze, hohen Nachttemperaturen und Trockenheit bei Arabidopsis, Kartoffel und Reis. Er identifizierte molekulare Signaturen des pflanzlichen Stressgedächtnisses und nutzte integrierte Omics-Ansätze zur Identifizierung von Stresstoleranzmarkern. Dabei spielte die Nutzung des Reis-Transkriptoms für die Entdeckung von Genen eine bedeutende Rolle. Seine interdisziplinäre Forschung wurde durch die Verknüpfung von experimentellen Arbeiten der Molekularbiologie, Genomik und quantitativen Genetik mit Bioinformatik und Berechnungen vorangetrieben.

Parallel dazu verfolgte er ein umfassendes Forschungsprogramm über Struktur-Funktions-Beziehungen von Arabidopsis-LEA-Proteinen, einschließlich der Modellierung von Membran-Protein-Interaktionen mit Simulationen der Molekulardynamik.

Sein fundiertes Wissen zusammen mit einem Überblick über die neuesten Entwicklungen in all diesen Bereichen wurde in über 183 veröffentlichten Forschungsartikeln ersichtlich. Darüber hinaus gab er zwei einflussreiche Methodenbücher zur pflanzlichen Kälteakklimatisierung heraus.

Im Hinblick auf die Zusammenarbeit in großen wissenschaftlichen Projekten war Dirk ein sehr nachgefragter Partner. Er arbeitete mit vielen Gruppen im MPI-MP, an der Universität Potsdam und an den Berliner Universitäten zusammen. Er wurde in mehreren großen Forschungskonsortien willkommen geheißen, darunter zwei derzeit laufende Projekte, ein SusCrop Era-Net-Projekt über das Kartoffelmetabiom mit zehn akademischen und industriellen Partnern in sechs europäischen Ländern und der CRC 973 über Priming und Gedächtnis von organismischen Reaktionen auf Stress mit 20 regionalen Forschungsgruppen.

Dirk war nicht nur ein engagierter Grundlagenwissenschaftler. Ihn trieb auch der Wunsch an, einen Beitrag zu angewandten Projekten zur Unterstützung der Züchtung und Verbesserung von Nutzpflanzen zu leisten. Er erhielt wiederholt Fördermittel vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung für Forschungsprojekte mit dem Internationalen Reisforschungsinstitut oder von der Agentur für Nachwachsende Rohstoffe (FNR) für Trockenstressprojekte an Kartoffeln.

Dirk war Mitglied der Editorial Boards der Zeitschriften Cryobiology, Plant, Cell and Environment und des Journal of Plant Physiology. Er arbeitete mit Begeisterung in der Wissenschaft und liebte es neue Hypothesen aufzustellen, neue Methoden zu entwickeln und aufregende und neue Erkenntnisse zu produzieren und zu veröffentlichen.

Wir haben Dirk im Institut immer wahrgenommen als einen rücksichtsvollen und großzügigen Kollegen und Mentor, der jüngere Wissenschaftler stets auf außergewöhnliche Weise unterstützte und sich nicht nur um ihre wissenschaftliche Karriere, sondern auch um ihre persönlichen Ideen und Wünsche kümmerte. Er betreute viele Doktoranden, Masterstudenten und Gastwissenschaftler, deren Leben und Karriere durch seinen freundlichen Rat und seine Unterstützung stark beeinflusst wurden. Allein in den letzten sechs Jahren schlossen acht Doktoranden, fünf Masterstudenten und zwei Bachelorstudenten ihre Dissertation in seiner Gruppe ab, und weitere vier arbeiten derzeit an ihrer Promotion. Er war immer da für das Institut. Er war aktiv in vielen PhD Advisory Committees (PACs). Seine ruhigen, klugen und konstruktiven Fragen bei Seminaren werden uns immer in Erinnerung bleiben. Dirk war ein großartiger Mitarbeiter, für alle da, ein ‚Good Citizen‘, wie man auf English sagt.

Dirk hinterlässt eine Tochter und einen Sohn. Unsere Gedanken sind in dieser schwierigen Zeit bei ihnen.

Das Institut dankt Dirk für sein stetiges Engagement und seine Kreativität. Wir werden ihn schmerzlich vermissen und werden ihn immer in unserer Erinnerung behalten.

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