Zwei Spitzenforscherinnen mit Jeff-Schell-Preis geehrt

Dr. Ignacia Fuentes Bustos und Dr. Vanessa Wahl erhalten je 2.500 € Preisgeld für ihre ausgezeichnete Forschungsleistung

30. Mai 2013
Das Max-Planck-Institut für Molekulare Pflanzenphysiologie (MPI-MP) würdigt seit dem Jahr 2011 herausragende wissenschaftliche Leistungen junger Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen mit dem Jeff-Schell-Preis. In diesem Jahr wird die Chilenin Dr. Ignacia Fuentes Bustos mit dem Doktorandenpreis und die aus Deutschland stammende Dr. Vanessa Wahl mit dem Postdoktorandenpreis geehrt. Erstmalig konnten sich zwei Wissenschaftlerinnen in beiden Kategorien gegenüber ihren männlichen Kollegen durchsetzen. In einer Feierstunde nahmen die beiden Forscherinnen ihre Urkunden entgegen.

Dr. Ignacia Fuentes Bustos kam im Jahr 2008 nach Potsdam und forschte im Rahmen ihrer Doktorarbeit in der Arbeitsgruppe von Professor Ralph Bock zum Thema Gentransfer zwischen Zellkern und Chloroplasten. Unter Evolutionsbiologen wurde lange Zeit kontrovers diskutiert, wie genau dieser Vorgang stattfindet. Mehr als zwei Millionen Keimlinge hat Fuentes Bustos getestet bis feststand: Die DNA wandert ohne Umschweife auf direktem Weg von den Chloroplasten in den Zellkern und kann dort korrekt abgelesen werden, obwohl sich die Struktur vom Erbgut des Zellkerns unterscheidet.

Der Artikel „Experimental Reconstruction of Functional Gene Transfer of Intron-containing Chloroplast Genes to the Nucleus” in der Fachzeitschrift „Current Biology“ erregte viel Aufmerksamkeit in der nationalen und internationalen Presse.

Außerdem hat sich die gebürtige Chilenin mit dem Transfer von DNA an Kontaktstellen zwischen verschiedenen Pflanzen, wie sie z.B. durch Pfropfungen auch in der Natur vorkommen können,  beschäftigt. „Obwohl diese beiden Projekte bereits mehr als ein Vollzeitjob waren, hat Ignacia mich nach ein paar Monaten um ein drittes Projekt gebeten um mehr Erfahrung im Bereich der biotechnologischen Forschung zu sammeln“, beschreibt Ralph Bock die ambitionierte Doktorandin.

Im vergangenen Jahr wurde ihre Doktorarbeit mit der Bestnote summa cum laude bewertet, die bei Naturwissenschaftlern an der Universität Potsdam nur äußerst selten vergeben wird. Der Jeff-Schell-Preis würdigt die außerordentliche Leistung der jungen Forscherin.

Die Postdoktorandin Dr. Vanessa Wahl erhält den Preis für Ihre Veröffentlichung „Systemic regulation of flowering by Trehalose-6-phosphate signaling in Arabidopsis thaliana“, die Anfang 2013 in der angesehenen Fachzeitschrift Science erschienen ist. Darin beschreibt sie, dass das Zuckermolekül Trehalose-6-Phosphat entscheidend an der Blütenbildung beteiligt ist. Die Pflanzen nutzen den Zucker als Signalgeber dafür, ob sie über ausreichend Reservestoffe für den kräftezehrenden Blühvorgang verfügen.

Dieses Forschungsgebiet hatte Wahl sich von ihrer Zeit als Doktorandin am Max-Planck-Institut für Entwicklungsbiologie in Tübingen mitgebracht. Es war ein langwieriges Projekt und es verwundert darum nicht, dass Professor Mark Stitt besonders „Vanessas harte Arbeit und ihr Fähigkeit sich auf langfristige Projekte einzulassen“ schätzt. „Entschlossen, tatkräftig und enthusiastisch“, sei sie und hat neben ihrer exzellenten akademischen Leistung zudem zwei Kinder auf die Welt gebracht.

Jeff Schell revolutionierte die Pflanzenforschung

Der Namensgeber des Preises ist der belgische Molekularbiologe Jozef Stefaan (Jeff) Schell (1935 – 2003). Er studierte Zoologie und Mikrobiologie an der Universität in Gent, wo er von 1967 bis 1995 als Professor arbeitete. Von 1978 bis 2000 war er Direktor und Leiter der Abteilung „Molekulare Grundlagen der Pflanzenzüchtung“ am Max-Planck-Institut für Züchtungsforschung in Köln.

Schell war einer der Pioniere der Biotechnologie. Ihn interessierten als Mikrobiologen die Wechselwirkungen zwischen Pflanzen und Bodenbakterien. Bei seinen Untersuchungen zur Entstehung und Entwicklung pflanzlicher Tumoren zeigte sich, dass das im Boden weit verbreitete Agrobacterium tumefaciens Gene auf Pflanzen übertragen kann. In der Folge führten diese Forschungsergebnisse dazu, dass mit Hilfe dieses Bakteriums gezielt Gene in Pflanzen eingeschleust werden können.

Das Verfahren zur Transformation von Pflanzen hat seither die Pflanzenforschung revolutioniert, da mit seiner Hilfe die Funktion von Genen bestimmt werden kann und so die Pflanzenforscher weltweit die Möglichkeit haben Stoffwechselabläufe, pflanzliches Wachstum und pflanzliche Entwicklung besser zu verstehen.

Die Auszeichnung der beiden Wissenschaftler wurde möglich durch eine großzügige Spende der BASF.

[CS/URS]

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