Jeff Schell Preis für Golmer Nachwuchs-Pflanzenforscher

Dr. Jiang Zhang aus China und Saleh Alseekh aus Palästina sind die diesjährigen Preisträger des am Max-Planck-Institut für Molekulare Pflanzenphysiologie vergebenen Preises

4. Juni 2015
Auch in diesem Jahr ehrte das Max-Planck-Institut für Molekulare Pflanzenphysiologie (MPI-MP) zwei seiner Nachwuchswissenschaftler für ihre hervorragende Forschungsarbeit mit dem Jeff Schell Preis. Der mit jeweils 2.500 € dotierte Preis wurde bei einer feierlichen Zeremonie an die Preisträger übergeben.

Dr. Jiang Zhang erhielt den Postdoktorandenpreis für seine erst kürzlich in Science veröffentlichte Arbeit zu Kartoffelpflanzen, die sich selber vor dem Kartoffelkäfer schützen können. Gemeinsam mit Kollegen aus Jena konnte er zeigen, dass das Prinzip eines in Pflanzen und Tieren natürlicher Weise ablaufenden Prozesses zum Schutz vor Viren dazu genutzt werden kann, diesen gefürchteten Kartoffelschädling direkt und gezielt zu bekämpfen, ohne Chemie. In der  Fachpresse wurde diese neue Methode als Durchbruch gefeiert. Prof. Dr. Ralph Bock, Leiter der Arbeitsgruppe Organellenbiologie und Biotechnologie, in der Dr. Zhang forscht, ist sich gleichfalls sicher: „Jiangs Arbeit hat die Wissensgrundlage für eine neue Generation an Kulturpflanzen gelegt, die sich zukünftig selber gegen Schädlinge wehren können.“

Nach seiner Doktorandenzeit am Shanghai Institut für Pflanzenphysiologie und Ökologie, während der  Dr. Zhang sich mit der Erforschung der Salz- und Trockenheitstoleranz bei Pflanzen beschäftigte, arbeitet er seit 2008 am MPI-MP. Leider wird er das MPI-MP noch in diesem Jahr verlassen, da ihm mehrere Angebote für Professuren von großen chinesischen Universitäten vorliegen.

 

Saleh Alseekh, der zweite Preisträger und Doktorand am MPI-MP,  beschäftigte sich in seiner Doktorarbeit mit der Identifizierung von Genen,  die die Inhaltstoffzusammensetzung von Tomaten beeinflussen. „Das klingt einfacher als es ist, da die Ausprägung solcher quantitativen Merkmale, nicht nur durch die Wechselwirkungen einer größeren Anzahl an Genen, sondern zusätzlich auch durch Umwelteinflüsse bestimmt wird“, erläutert Saleh Alseekh.

Er untersuchte in seiner Doktorarbeit aber nicht  nur die Einflüsse von Vererbung und Umwelt auf den Primärstoffwechsel von Pflanzen, sondern gleichfalls auch die Auswirkungen auf den Sekundärstoffwechsel. Im Primärstoffwechsel werden Stoffe wie Zucker, Eiweiß oder Fett produziert. Im Rahmen des Sekundärstoffwechsels können Pflanzen eine Reihe weiterer Stoffe bilden, die für den Organismus als Ganzes von Bedeutung sind, wie z.B. Farbstoffe oder Substanzen zur Abwehr von Schädlingen. „In den meisten bisherigen Arbeiten wurde schwerpunktmäßig nur der Primärstoffwechsel betrachtet. Saleh Alseekh widmete sich in seiner Arbeit auch dem Sekundärstoffwechsel und konnte belegen, dass der Sekundärstoffwechsel weniger durch die Umwelt beeinflusst wird, als der Primärstoffwechsel“, erläutert Alisdair Fernie, Doktorvater und Leiter der Arbeitsgruppe Zentraler Metabolismus am MPI-MP.

Für die Pflanzenzüchtung ist das Auffinden von Genregionen, die für die Ausprägung von quantitativen Merkmalen verantwortlich sind und die Einordnung, wie stark Umwelteinflüsse auf diese Merkmale einwirken von großer Bedeutung.

Saleh Alseekh studierte an der Hebron Universität in Palästina und kam im Herbst 2011 für seine Promotion nach Deutschland.

 

Die Auszeichnung der beiden Wissenschaftler wurde ermöglicht durch eine großzügige Spende der BASF.

 

 

Jeff Schell revolutionierte die Pflanzenforschung

Der Namensgeber des Preises ist der belgische Molekularbiologe Jozef Stefaan (Jeff) Schell (1935 – 2003). Er studierte Zoologie und Mikrobiologie an der Universität in Gent, wo er von 1967 bis 1995 als Professor arbeitete. Von 1978 bis 2000 war er Direktor und Leiter der Abteilung „Molekulare Grundlagen der Pflanzenzüchtung“ am Max-Planck-Institut für Züchtungsforschung in Köln.

 

Schell war einer der Pioniere der Biotechnologie. Ihn interessierten als Mikrobiologen die Wechselwirkungen zwischen Pflanzen und Bodenbakterien. Bei seinen Untersuchungen zur Entstehung und Entwicklung pflanzlicher Tumoren zeigte sich, dass das im Boden weit verbreitete Agrobacterium tumefaciens Gene auf Pflanzen übertragen kann. In der Folge führten diese Forschungsergebnisse dazu, dass mit Hilfe dieses Bakteriums gezielt Gene in Pflanzen eingeschleust werden können.

 

Das Verfahren zur Transformation von Pflanzen hat seither die Pflanzenforschung revolutioniert, da mit seiner Hilfe die Funktion von Genen bestimmt werden kann und so die Pflanzenforscher weltweit die Möglichkeit haben Stoffwechselabläufe, pflanzliches Wachstum und pflanzliche Entwicklung besser zu verstehen.

 [URS]

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